Die Patrone .320 / 7 mm Rand Knall

Gaspatronen, Platzpatronen .320 kurz, .320 lang

       Bild 1.0, drei Ausführungen der Gaspatrone und Platzpatronen

 

Die Patrone .320 Knall

ist eine Randpatrone mit Zentralfeuerzündung, auch sie ging aus einer scharfen Patrone hervor, wie ich auf den unteren Bildern zeige. Verwendet wird sie in Revolvern oder in zweiläufigen Kipplaufpistolen, von denen mir drei Modelle bekannt sind. Das Kaliber wird auch mit 7 mm Rand angegeben, ist aber so weniger bekannt. Heute, ungefähr seit den 1970er Jahren, ist dieses Kaliber durch die Patrone .380 / 9 mm Rand Knall abgelöst.

 

Das scharfe Vorbild

die scharfe Version der Patrone .320 wurde 1870 in Groß Britannien für den Webley Bull Dog Revolver gefertigt. Die Patronen und die Schachtel stammen aus den 1930er Jahren und wurden von der Firma RWS gefertigt. Sie weisen im Bodenstempel den Namen RWS auf 12 Uhr und das Kaliber .320 auf 6 Uhr auf.

 

„RWS ist die Abkürzung für Rheinisch-Westfälische Sprengstofffabriken, die 1886 im deutschen Troisdorf gegründet wurden. 1931 kam RWS zur Dynamit Nobel und wurde im Jahr 2002 vom Schweizer Technologiekonzern RUAG übernommen.“

 

 Bild 1.1, scharfe Version mit Bleigeschoss                                                                                                  Bild 1.2, Bodenstempel RWS .320

 

Auf den folgenden Bildern 1.3 bis 1.5 zeige ich die Patronen im Vergleich zueinander auf, jeweils von links nach rechts. Die Sternfaltungen weisen einen geringfügigen Unterschied auf.

 

Bild 1.3, Blick von der Seite                                     Bild 1.4, Blick zum Boden                                         Bild 1.5, Blick von schräg oben                               Bild 2.1, Revolver EM-GE, Mod. 32

 

obere Reihe:

- scharfe Version mit Bleigeschoss von RWS

- Platzpatrone von Fiocchi*, Bodenstempel G.F.L. 320, Messingzündhütchen

- Platzpatrone von RWS, BS RWS 320, Messingzündhütchen

- Platzpatrone von RWS, BS RWS 320, vernickeltes Zündhütchen

- Platzpatrone von RWS, BS RWS 320, vernickeltes Zündhütchen

 

* Das Kürzel auf dem Bodenstempel der Platzpatrone, steht für Giovanni Fiocchi aus Lecce/Italien.

 

untere Reihe:

- Gaspatrone kurz von RWS, Bodenstempel RWS, 320, Messingzündhütchen

- Gaspatrone kurz von RWS, BS RWS 320, vernickeltes Zündhütchen

- Gaspatrone lang von RWS, BS RWS 320, vernickeltes Zündhütchen

- Gaspatrone lang von RWS, BS RWS 320, vernickeltes Zündhütchen

 

Gut zu erkennen sind die Bodenstempel und die unterschiedlichen Zündhütchen. Das Zündhütchen der scharfen Version besteht noch aus Kupfer, was in einer Zeit der Materialknappheit vor 1945 geändert werden sollte. Die Platzpatronen sind alle zugefaltet. Die Platzpatronen besitzen eine Pappscheibe, die dazu dient, dass das Schwarzpulver nicht herausrieseln kann. Die Gaspatronen haben einen weißen, bzw. roten Verschluss und eine Bördelung am Hülsenmund.

 

Es wurden nicht viele SRS-Waffen in diesem Kaliber gebaut. Als Beispielwaffe habe ich hier den Revolver der Firma EM-GE, Modell 32 aufgeführt.

 

Die Ausführungen

Auch bei den Knallpatronen sind nicht nur kurze sondern auch lange Ausführungen bekannt. Die lange Ausführung ist hier jedoch nicht zugefaltet sondern offen. Bei den Gaspatronen gibt es eine kurze und eine lange Ausführung, die lange Ausführung enthält mehr Tränengas.

 

Alle abgebildeten Patronen stammen von der Firma RWS und weisen im Bodenstempel den Namen RWS auf 12 Uhr und das Kaliber .320 auf 6 Uhr auf. Die Gaspatronen, kurze und lange Ausführung, haben ein vernickeltes Zündhütchen, wogegen bei den Knallpatronen Messingzündhütchen als auch vernickelte Zündhütchen benutzt wurden.

 

Die Einigung

Da sich die Hersteller von Munition erst nach einer gewissen Zeit, ab etwa 1970, auf Farben einigten die zur einheitlichen Bestimmung des Inhaltes gedacht waren, bzw. die Verwendung aufzeigen sollte, sind gerade ab 1950 verschiedene Farben bei Munition für Schreckschuss- und Gaswaffen aufgetaucht. Das lag wohl auch daran, dass viele Firmen die Schreckschusswaffen verkauften auch Munition mit ihrem Logo herstellen ließen. So wie hier die Firma EM-GE bei der Firma RWS. So ist es auch nicht verwunderlich, dass die Gaspatronen der Firma EM-GE, eine weiße Versiegelung nutzten und später eine rote Versiegelung, die alsbald auch bei anderen Herstellern auftauchte. Diese Einigung setzte sich bis heute fort.

 

Bild 3.1, kurze Platzpatronen in der Blechdose                                Bild 3.2, kurze Platzpatronen in der Pappschachtel                        Bild 3.3, Platzpatronen, lange Ausführung

 

Bilder 3.1 bis 3.3, Ausführung .320 kurz. Hier sind die Platzpatronen zu sehen. Auch hier auf 12 Uhr der Hersteller RWS und auf 6 Uhr die Kaliberangabe .320, die Zündhütchen sind aus Messing und vernickeltem Messing. Zum Verschließen der Patrone hat man den Hülsenmund sternförmig zugefaltet. Eine Kennzeichnung als Platz- oder Gaspatrone wird hier auf dem Bodenstempel nicht angegeben. Die lange Version hat ein eingepresstes Pappplättchen, der Hülsenmund ist nicht gebördelt oder zugefaltet.

 

Bild 4.11, Fa. EM-GE, Inhalt 10Patronen               Bild 4.12, Fa. EM-GE, Inhalt 50 Patronen               Bild 4.13, lange Version mit weißer Abdichtung  Bild 4.14, lange Version mit roter Abdichtung

 

Bilder 4.11 und 4.12, Hier habe ich die Gaspatronen in kurzer Ausführung die auch eine rote Versiegelung haben.

 

Bilder 4.13 und 4.14, hier sind auch die zwei originalen Schachteln zu sehen, die sich geringfügig durch den Aufdruck auf den Etiketten unterscheiden, das war wohl den Revolvern geschuldet, die zu diesem Zeitpunkt in diesem Kaliber auf den Markt kamen. Die Patronen selbst unterscheiden sich nicht in ihren Abmessungen. Die älteren Gaspatronen haben noch eine helle Abdichtung und die nächste Ausführung eine rote Abdichtung, die jeweils im umgebördelten Hülsenmund zu sehen ist. Die Umbördelung soll die Abdichtung gegen herausfallen sichern und zugleich das Einführen ins Patronenlager erleichtern.