Bild 1.0, verschiedene Munition im Kaliber 9 mm Rand, Mitte unten .38 Spezial Gaspatronen und rechts davon .38 S&W Knallpatronen
Die Patrone .380 Knall
Dieses Kaliber leitet sich als Knallpatrone von scharfen Patronen ab. Hier habe ich eine Fertigung als mein frühester Beleg, aus einem Stukenbrock-Katalog aus dem Jahr 1913. Der Hülsenmund ist umgebördelt und fasst eine Pappscheibe ein. Diese Patronen wurden mit Schwarzpulver geladen und in Metallkästchen angeboten. Sie werden mittlerweile auch mit Nitrocellulose-Pulver in Platz- und Gaspatronen angeboten und mit einem N auf der Verpackung und dem Hülsenboden kenntlich gemacht.
Synonyme
Wie bei vielen anderen Patronen auch, gibt es für diese Patrone verschiedene Bezeichnungen, hier habe ich einige genannt.
- .380 Knallpatrone
- 9 mm Knallpatrone
- 9 x 17 Knall
- 9 x 17
- 9 mm x 17
- 9 mm N
- 9 mm R
- 9 mm R B
- 9 mm R K
- 9 mm K
Die Verwendung
Dieses Kaliber findet fast nur Verwendung in Revolvern. Es gibt aber auch z. B. den Röhm Derringer mit der PTB 599 und eine Pistole die für dieses Kaliber eingerichtet sind. Es handelt sich um die HW 94 von der Firma Weihrauch. Ich besitze dieses Modell mit dem PTB-Zeichen 855. Es gibt aber auch ältere Versionen.
Das Kaliber 9 mm Rand, oder auch als 9 x 17 angegeben, was auch die Maße der scharfen Patrone .380 Revolver entspricht, ist eine Patrone für Schreckschuss- und Gaswaffen und ist nicht zu verwechseln mit der .38 S&W, da diese zwar äußerlich ähnlich ist aber größere Maße hat und dadurch nicht in die herkömmlichen Schreckschusswaffen passt. Zudem ist sie nicht frei ab 18 zu erwerben, da sie dem Waffengesetz unterliegt. Die 9 x 17 wird für verschiedene Anforderungen hergestellt. So als
- Platzpatrone
- Gaspatrone, Tränengas
- Pfefferpatrone, zur Tierabwehr
- Viehbetäubungspatrone
Der Druck wird mit ca. 250 Bar angegeben. Die Patrone gibt es als Metallpatrone mit Sternfaltung, aber auch mit Plastikeinsatz und vor längerer Zeit auch mit Pappe und Pappe mit Lackabdichtung. Es werden aber auch welche aus Kunststoff angeboten. Die Farben bedeuten heute allgemein:
- grün – Platzpatrone
- rot – Gaspatrone CN
- blau – Gaspatrone CN
- gelb – Gaspatrone mit CS
- braun – Pfefferpatrone, 80 mg Nonivamid*
- rot – Pfefferpatrone, 120 mg Nonivamid*
- gold – Effektpatrone
* als Beispiel der Farbunterschiede ist hier ersichtlich, dass die Farbe Rot eine höhere Dosis an Reizgas enthält.
Nachfolgend habe ich auch die „scharfe Version“ aufgeführt.
Bild 3.1, die scharfe Patrone im Kaliber .380
Bild 4.1 und nachstehend, Patronen im Vergleich
Bild 4.2, die Bodenstempel
Bild 4.3, Hülsenmundverschlüsse mit Einsätzen und zugefaltet
Diemuni
Die Firma Walther Diefke fertigte auch das Kaliber 9 mm sehr früh, wie dieses Etikett verrät. Interessant ist die Angabe, dass diese Munition PTB-Geprüft
ist.
Bild 5.11, CN-Gaspatronen von Diemuni
EM-GE
Die Firma EM-GE (Ernst Moritz und Albin Gerstenberger) ließ ihre Munition von der Firma RWS fertigen.
Bild 6.11, Gaspatronen der Fa. EM-GE
IWG
Die Firma IWG, die es mittlerweile nicht mehr gibt, hatte ihre Patronen von dem Hersteller MFS in Ungarn fertigen lassen und entsprechend unter ihrem Firmennamen angeboten. Die Fertigung zeigt Knallpatronen mit Kunststoffverschluss, wie man ihn von den 8 mm K gewohnt ist.
Bild 7.1, Knallpatronen der Fa. IWG
Korth
Ob alle älteren Revolver mit diesen Patronen geladen werden konnten, kann ich nicht sagen, da ich augenscheinlich nicht alle Modelle beistze. Sie waren aber in erster Linie für die Korth-Revolver gedacht. Aber auch die NHM-Revolver, ebenfalls "Willis Kinder" und die Revolver von Weihrauch sowie das Modell 38 von EM-GE können diese längeren Patronen in ihren Trommeln aufnehmen. Da ich bisher keine Revolver mit einer geringeren Trommelbohrung bekommen habe wäre es durchaus anzunehmen, dass zumindest bis 1969 wohl eher alle eine tiefere Bohrung besaßen.
Der Weihrauch-Revolver Arminius HW 1 G mit der PTB 89-69 besitzt tatsächlich auch noch eine tiefere Trommelbohrung und wäre somit geeignet diese Korth-Gaspatronen aufzunehmen. Ab 1969 ist ja die PTB eingeführt worden die dann immer mehr Änderungen mit sich brachte, bis zu den heutigen SRS-Waffen.
Alles ist veränderlich, vor allem die Preise, wie anhand der Schachteln zu sehen ist. So war der Preis am Anfang 6,00 DM (Deutsche Mark), ja das gab es mal. Eine Steigerung über 50 Pfennig zu 6,50 DM und zum Schluss wurde der Preis schon gar nicht mehr auf die Schachtel aufgedruckt. Aber auf der untersten Schachtel sind händisch 9 DM zu erkennen. Für die jüngere Generation, der Kurs in etwa: 1 DM zu 50 Cent.
Bild 8.11, CN-Gaspatronen von Korth Bild 8.12, eine andere Banderole Bild 8.13, Korth-Gaspatronen
Lapua
Die Firma Lapua ließ ihre Munition von der Firma Schönebeck fertigen. Die Bilder zeigen Blechdosen mit Platzpatronen, mit der Bezeichnung Knallkartuschen.
Bild 9.1, Knallkartuschen von Lapua Bild 9.2, Knallkartuschen von Lapua
PTS (Pyrotechnik
Silberhütte)
Es ist bekannt, dass einige Firmen die Waffen verkaufen auch Munition unter ihrem Firmennamen verkauft haben, mit diesem
Bodenstempel.
Bild 10.1, PTS-CS-Gas
RWS
Die Fa. RWS ist eine alte Firma und fusionierte mit weiteren Firmen vor langer Zeit. Nach Blech kommt Pappe, wie man an der
Verpackung sehen kann.
Bild 11.0, HW, Mod. 94 Bild 11.1, RWS-Knallpatronen
Bild 11.2, RWS-Knallpatronen Bild 11.3, RWS-Knallpatronen
Pappschachteln in Rot, zu 50 und 25 Patronen.
Bild 11.4, RWS-SP-Knallpatronen zu 50 Stück Bild 11.5, RWS-SP-Knallpatronen zu 25 Stück
Die Moderne zieht ein
Im Alltag nicht mehr wegzudenken, Kunststoffe finden auch hier als Verpackung ihre Verwendung und lösen die Pappe ab. Die Dosen
haben jeweils einen Inhalt von 50 Patronen.
Bild 11.6, RWS-SP-Knallpatronen Bild 11.7, RWS-SP-Knallpatronen
Bild 11.8, RWS-SP-Knallpatronen Bild 11.9, RWS-SP-Knallpatronen
Bild 11.10, RWS-SP-Knallpatronen Bild 11.11, RWS-SP-Knallpatronen
Die neuere Generation
Nach der langen Zeit des Schwarzpulvers, werden jetzt auch Patronen mit NC-Pulver verladen. Wo auf den meisten Dosen als Herstellungsort Troisdorf steht, steht nun auf der gelb etikettierten Dose als Herstellungsort Fürth.
Bild 11.12, RWS-NC-Knallpatronen Bild 11.13, RWS-NC-Knallpatronen Bild 11.14, RWS-NC-Knallpatronen
SM
Auch die Firma SM (Sportwaffen und Munition) ließ ihre Munition von der Firma RWS fertigen. Am Anfang der Fertigungen konnte noch RWS auf dem Hülsenboden gelesen werden, das wurde aber geändert indem die Firma „SM“ für sich auf die Hülsenböden prägen ließ. Weitere Angaben waren das Kaliber und CN oder CS auf den Hülsenböden.
Bild 12.11, CN-Gaspatronen Bild 12.12, CN-Gaspatronen
Bild 12.13, CN-Gaspatronen Bild 12.14, CN-Gaspatronen
Bild 12.15, CN-Gaspatronen Bild 12.16, CS-Gaspatronen
SM
Jetzt wird gefaltet. Die Platz- und Gaspatronen erhalten nun eine Sternförmige Faltung. Lange hat sich dies aber nicht gehalten. Aber CN-Tränengas war noch nicht out, denn in gefalteter Manier wurden sie nochmals aufgelegt. Auch wenn ein kleiner Schreibfehler auf dem Etikett vorhanden ist und im Text anstatt CN wieder CS zu lesen ist. Auch die Verpackung wurde hier bereits geändert.
Und schon kommt die gelbe Farbe ins Spiel und gibt an, dass der Inhalt nun CS-Gas ist. Diese Generation, die sich bis heute gehalten hat, besitzt nun Kunststoffeinsätze mit Sollrissstelle.
Bild 12.17, CS-Gaspatronen Bild 12.18, CS-Gaspatronen
Bild 12.19, CN-Gaspatronen mit Druckfehler Bild 12.20, CS-Gaspatronen
VEB Sprengstoffwerke Schönebeck
Wie man erkennen kann, zieht sich die Wahl der Verpackung durch alle Hersteller und man geht mit der Zeit. Jedoch sieht man auch wieder Metalldosen.
Bild 13.1, Schönebeck 9 mm Knallpatronen Bild 13.2, Schönebeck 9 mm, Knallkartuschen Bild 13.3, Schönebeck 9x17 Platzpatronen
Ja, ja
Nicht nur in Plastik, auch in Blech
Bild 13.4, Schönebeck, 9x17 Knallkartuschen Bild 13.5, Schönebeck, 9x17 Knallkartuschen
UMAREX
Die Firma Umarex lässt ihre Munition von verschiedenen Herstellern fertigen, wie es andere Firmen auch machten, oder noch immer machen lassen, am Anfang mit Schwarzpulver und danach mit NC-Pulver.
Bild 14.1, Umarex-Knallpatronen Bild 14.2, Umarex-Knallpatronen
Bild 14.3, Umarex-Platzpatronen Bild 14.4, Umarex Platzpatronen
Auch hier ändert sich die Form des Behälters.
Bild 14.11, Umarex CS-Gaspatronen
Wadie
Die Firma Wadie, Walther Diefke, stellte nicht nur Waffen her, sondern auch Munition. Hier habe ich verschiedene Schachteln mit Platz- und Gaspatronen aus verschiedenen Herstellungsjahren mit Papp- und Kunststoffschachteln. Entsprechend sind die Inhalte mit CN und CS-Gas gefüllt. Diese Patronen wurden mit Schwarzpulver als auch mit NC-Pulver befüllt.
Bild 15.11, Wadie CN-Gaspatronen in rot Bild 15.12, Wadie CN-Gaspatronen in rot
Bild 15.13, Wadie CN-Gaspatronen in rot .
Bild 15.14, Wadie CN-Gaspatronen in
blau
Wie man auf dem folgenden Bild sehen kann, ist die neue Kappenfarbe gelb, so wie sie bis heute
allgemein für CS-Tränengaspatronen steht. Wobei Kappenfarbe eigentlich falsch gewählt ist.
Bild 15.15, Wadie CS-Gaspatronen für Pistole HW 94 mit Nitro-Ladung, speziell
Sternfaltung, Bild 15.16, Wadie CS-Gaspatronen
aber auch für alle Revolver zu verwenden.
Wadie-Supra
Wadie bot auch Gaspatronen mit einer erhöhten CN-Reizstofffüllung von 500 mg als Supra-Gaspatronen an. Die hier gezeigten Bilder zeigen die Verwendung bis 1977 und bis 1986 auf.
Bild 15.21, Wadie-Supra-Gaspatronen Bild 15.22, Wadie-Supra-Gaspatronen
Walther
Auch die Firma Walther bietet Munition mit ihrem Namen an, der Inhalt ist mit Geco gestempelt.
Bild 16.1, Walther-Platzpatronen in Kunststoffdose Bild 16.2, Walther-Platzpatronen in Pappschachtel
Viehbetäubungspatronen
Daneben, eigentlich müsste man sagen davor, wurde und wird dieses Kaliber in verschiedenen Stärken, die farblich auf dem Hülsenboden angegeben sind auch für Bolzenschuss-Apparate verwendet.
- grün für Schweine und Kleinvieh
- gelb für Pferde, Kühe und leichte Ochsen
- blau für schwere Ochsen
- rot für schwere Bullen
Diese Informationen stammen aus einem Akah-Katalog aus dem Jahr 1953.
Industrie-Werke Karlsruhe AG
Viele Namen gab es davor und danach, so veränderlich können wichtige Firmen sein. Ab 1949 bis 1970 gab es jedenfalls diese Firma. Sie sollte aber als eine der frühesten Hersteller genannt werden dürfen.
Bild 17.1, IWK 9x17, Viehbetäubungspatronen
RWS
Diese Firma ist vielen bekannt, auch sie fertigt Viehbetäubungspatronen. Die heutige Verwendung hat sich geringfügig geändert, die Farben sind gleich geblieben.
- grün, leichte Ladung, für Schweine und Kleinvieh
- gelb, mittlere Ladung, für Kühe und Pferde
- blau, starke Ladung, für Ochsen und Bullen
- rot, extrem starke Ladung, für schwerste Tiere
Bild 18.1, Viehbetäubungspatronen Bild 18.2 in den Farben grün, gelb, blau und rot